Es gibt sie noch - echte Männerträume mit V8 für 35 Tsd. DM! Nun gut, das titelte eine Alfa Romeo Werbung aus dem Jahr 1971.Im Kern stimmt diese Aussage noch immer - man würde sie nur anders verpacken und müsste ein paar Scheine mehr auf den Tresen legen. Auf der Weltausstellung in Montreal im Jahr 1967 sollte das gleichnamige Alfa Sportcoupe' das Licht der Öffentlichkeit entdecken. Es wurde von 1970 bis 1977 gebaut. Der Designer, Marcello Gandini, bekannt vom Miura, Countach und Stratos, schuf ein einzigartiges Auto, das auch heute noch fasziniert. Angetrieben vom V8 aus dem T33 Stradale mit 200 PS (der richtig gut geht), machte man leider beim Fahrwerk einen kostengetriebenen Kompromiss, der zu einem Zerriss in der Fachwelt führte. Man wählte nämlich einfache Komponenten aus dem Regal der Giulia und dem Bertone Coupe´, die zu schlechtem Fahrkomfort und unbefriedigenden Fahreigenschaften beitrugen. Aus diesem Grund stufte ihn auto motor sport als das "wohl älteste neue Auto" ein, das je auf den Markt kam. 35 Tsd. DM musste man 1972 investieren und bekam ein umfangreich ausgestattetes Sportcoupé mit geringem Platzangebot, kleinem Kofferaum, mässiger Verarbeitung, schlechten Bremsen, hohem Verbrauch und unpraktischer Bedienung. Also warum sollte man ihn denn dann überhaupt kaufen? Er ist auffällig, aufregend und exotisch. Er braucht eine kundige Hand bei schneller Ausfahrt und besticht durch viele spannende Details. Die durch Unterdruck gesteuerten Scheinwerferabdeckungen, die B-Säule mit den sechs Lufteinlässen, die markante Frontpartie, die flache Heckscheibe und das scharf abgeschnittene Heck sind da nur einige Beispiele. Also in meinen Augen ein typisches "Männerauto". Und wie fährt er sich? 20L und mehr schiessen gern durch die Leitungen. Mit 7,6 Sek auf 100 Km/h war er für damalige Verhältnisse extrem schnell. Mit 224 Km/h Spitze, konnte er fast allen Verkehrsteilnehmern sein markantes Heck zeigen. Aber das Fahrwerk trübt die Freude schnell ein. Es passt einfach nicht zu diesem Auto. Glücklicher Weise kann man im gut sortieren Zubehörhandel schnell die entsprechen Parts erwerben, die sogar eine Renntauglichkeit erlauben. Ich habe einen Bekannten in München, der regelmäßig mit seinem gelben Montreal am Histo-Cup teilnimmt und, sofern er das Ziel erreicht, auch gern mal auf dem Treppchen landet. Der Rost nagt wie ein wild gewordener Biber an ihm. Die mangelnde Vorsorge war in Italien üblich, denn Streusalz kam nie zum Einsatz. Diese mangelnde Vorsorge ließ einen Großteil der 3.925 Exemplare dahinraffen. Daher sollte der roten Gefahr beim Erwerb besonderes Augenmerk gewidmet werden. Folgende Teile sind besonders anfällig:
Bewertung (0-10 Punkte):
Fazit: 52 Punkte. Mit einer Wertsteigerung von 67% seit 2009 liegt der Montreal im Renditemittelfeld. Ca. 62 TEUR muss man aktuell für einen gepflegten Zustand bezahlen. Da aber nur wenige der 3.925 Exemplare in gutem Zustand überlebt haben, er von einem berühmten Designer entworfen wurde und er auf seine ganz eigene exotische Art begeistert, sollten die Preise noch weiter steigen. Kaufempfehlung. alle Fotos: auto motor sport
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December 2017
AutorIch heiße Heiko und bin seit 1980 mit dem Oldtimervirus befallen. Soweit ich mich recht erinnere, begann das mit dem Aufbau meiner Siku-Modellautosammlung. Zu der Zeit war ich zwar meistens in Bodennähe unterwegs, aber das Bespielen von klassischen Blechmodellen sollte meinen Mobilitätsgeschmack prägen. Einen Teil davon möchte ich gern mit Euch teilen. Ich bewerte die Ikonen nach meinen subjektiven Kriterien und hoffe Euch damit eine Hilfestellung zu bieten und eine Kaufentscheidung zu vereinfachen. Diesen Blog schreibe ich aus purer Leidenschaft zu altem Blech. Ab und an kann natürlich auch mal etwas Modernes dazwischen kommen. Kategorien |