Ferrari's erster Achtzylinder mit verdammt viel Style![]() Als ich den 308 Dino zum ersten Mal sah, war ich "hin und weg". Die Form erinnert stark an den Lancia Stratos und das ist auch nicht verwunderlich, da er ebenfalls der Feder von Karosseriedesigner Bertone entstammte. Er sieht aus wie ein 80er Jahre Raumschiff und verfügt über ausgeglichene Proportionen, die ihn schon im Stand schnell aussehen lassen. Für mich steht fest, dass es bisher noch keinem Designer besser gelang, 2+2 Sitze in einem Mittelmotor-Sportwagen unterzubringen, als Marcello Gandini mit diesem Entwurf. Wer will, der findet beim genaueren Betrachten auch Anklänge an den Urraco. Und doch hat der Dino sein ganz eigenes, charaktervolles Auftreten. Allerdings entspricht meine Einschätzung nicht der breiten Masse, die ihn bisher oft als häßlich abstempelte. Warum? Ich weiß es wirklich nicht! Das erklärte auch über Jahre die relativ entspannte Preissituation (vor 2 Jahren musste man ca. 30 TEUR investieren). Allerdings ist auch dieses Kapitel bereits geschlossen, denn mittlerweile notieren gute Exemplare im Bereich von 90 TEUR. Eine Verdreifachung innerhalb von 2 Jahren! Leute, was soll das? Ja, ich weiß, Sammler haben ihn entdeckt. Ich denke, dass diese Entwicklungen dem Fahrspaß nicht zuträglich sind, denn die Zahl der, die den Wagen standesgemäß mit hohen Drehzahlen bewegen, nimmt mit steigenden Preisen natürlich exponentiell ab. Die Autos langweilen sich mehr und mehr in Sammlungen und wir sehen sie immer seltener. Sollten sie dennoch von den stolzen Besitzern bewegt werden, fahren diese bei derart explodierten Preisen natürlich viel vorsichtiger und seltener. Denn auch die Ersatzteilpreise sind natürlich in die Höhe geschossen. Genug der Vorrede, kommen wir zum Eingemachten! Hier die Fakten:
Im Innenraum geht es auch sehr laut und heiß zu. Ferrari-Novizen benötigen zudem eine gewisse Eingewöhnungszeit, bis sie gelernt haben, den Mittelmotor-Sportler zu beherrschen. Insbesondere das Fahrverhalten im Grenzbereich ist gewöhnungsbedürftig und liegt nicht jedem. Daher achtet besonders auf Unfallschäden! Sobald der Achtzylinder zündet, ist das Design Nebensache. Der Dino 308 GT4 bellt los wie ein wütender Terrier, schlürft lautstark aus den Schwimmerkammern seiner vier Weber-Doppelvergaser, verschluckt sich beim Kaltlauf gern mal und bläst dann eine Wolke nur unvollkommen verbranntes Superbenzin aus den Endrohren. So war das damals, als Sportwagen noch Männerautos waren - over and out aus der Macho-Ecke! Sofern Ihr über ein gefühlvolles Handgelenk verfügt und die Schaltvorgänge dabei nicht KrrrrrrKKKKrrrr machen, taugt Ihr zum Dino-Fahrer. Sind Ölhaushalt, Gummilagerungen und Gleitflächen ordentlich aufgewärmt, wird aus dem sperrigen Dino ein feuriger Ferrari. Der viel geschundene Vergleich mit dem Go-Kart, stimmt hier tatsächlich, denn der GT4 biegt auf leichtes Zucken am Lenkrad ab, egal bei welcher Geschwindigkeit und egal in welchem Radius. Einfach genial. Das habe ich zuletzt bei einem heiß gemachten Alfa Bertone GT im Renntrimm erlebt. Die Rostvorsorge, ist wie bei fast allen Italienern aus den 60er-80er Jahren eher dürftig. Reparaturen verschlingen Unmengen, sofern man hier nicht auf ein gutes Netzwerk zugreifen kann. Jedenfalls ist es ratsam, erhebliche Folgekosten einzuplanen und im Zweifel immer das bessere Exemplar zu wählen. Fotos: Reinhard Schmidt Bewertung (0-10 Punkte):
Fazit: 67 Punkte. 90 TEUR trennen Euch vom coolsten Ferrari (zumindest wenn es nicht sechsstellig werden soll). Der Berliner Electro DJ Terranova fährt übrigens auch einen (hat er eigentlich einen Führerschein?) und musikalisch verfügt er über einen sehr erlesenen Geschmack - das färbt scheinbar auch auf Autos ab. Extrem hoher Fahrspass, unkomplizierte Mechanik und hoffentlich keine aufwendigen Reparaturen. Kaufen, wenn Ihr ein gutes Exemplar unter 50 TEUR findet.
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December 2017
AutorIch heiße Heiko und bin seit 1980 mit dem Oldtimervirus befallen. Soweit ich mich recht erinnere, begann das mit dem Aufbau meiner Siku-Modellautosammlung. Zu der Zeit war ich zwar meistens in Bodennähe unterwegs, aber das Bespielen von klassischen Blechmodellen sollte meinen Mobilitätsgeschmack prägen. Einen Teil davon möchte ich gern mit Euch teilen. Ich bewerte die Ikonen nach meinen subjektiven Kriterien und hoffe Euch damit eine Hilfestellung zu bieten und eine Kaufentscheidung zu vereinfachen. Diesen Blog schreibe ich aus purer Leidenschaft zu altem Blech. Ab und an kann natürlich auch mal etwas Modernes dazwischen kommen. Kategorien |