Erst von den "wahren 911er Fans" gehaßt, nun mehr und mehr geliebt!1977 saß der Schock tief, denn der frisch präsentierte 928er sollte nichts weniger tun, als den 911er ersetzen. Ein Aufschrei ging durchs Land und keiner konnte und wollte so richtig glauben, dass Porsche das ernst meint. Sein wegweisendes und heute mehr denn je aktuelles Design ging in dieser Diskussion völlig unter. In der ex-Post Betrachtung hat Porsche natürlich gut daran getan, den 911er nicht zu ersetzen. Das ändert natürlich nichts daran, dass dieser Gran Tourismo ein extrem gutes Auto geworden ist. Es hat quasi bis heute gedauert, um zu verstehen, dass der 911er und der 928er die einzigen beiden Stilikonen aus dem Hause Porsche sind. Sie stehen für Vollkommenheit und Unkopierbarkeit in Verbindung mit technischer Perfektion. Der 928 schaffte es sogar BMW und Mercedes-Fahrer für die Marke zu gewinnen. Er wurde bis 1995 gebaut. Als GTS in der finalen Version begeistert er natürlich mit einer größeren Fahrfreude. Er verfügte schlussendlich auch über 350 PS und kostete 100 Tsd. DM. Überwältigender sind jedoch die 500 Newtonmeter Drehmoment und das faszinierende Klangspektrum des Vierventil-Viernockenwellen-V8 im Leichtmetallgehäuse. Warum es keinen Nachfolger gab, ist mir bis heute nicht klar, aber es gibt seit kurzem Fotos einer eventuellen Neuaflage. Diese Bilder sind zumindest sehr vielversprechend. Der damalige Porsche Chef hatte große Sorge, die aufkommenden Abgasnormen in den USA mit dem 911er nicht mehr erfüllen zu können. Ein komplett neuer, flacherer, modernerer und luxuriöserer Porsche sollte entstehen. Dabei hatten die Designer die schwierigste Aufgabe zu lösen: Porsches typische, kühlerlose Coupé-Silhouette galt es zu bewahren, eine flache Motorhaube und runde Scheinwerfer waren ein Muss. Organische Formen à la 356und 911 sollten Familienähnlichkeit über Generationen hinweg symbolisieren. Weitere Herausforderungen warteten, bedingt durch das technische Layout. Wegen des ausladenden V8-Motors geriet er deutlich breiter als die ansonsten eher schmalen Serienmodelle des Hauses. Aber als das Werk vollbracht war, wurde er ein Jahr nach seiner Präsentation zum Auto des Jahres 1978 gewählt. Damit war und ist er der einzige Sportwagen, der diese Auszeichnung je bekommen hat. Er kostete damals stolze 55Tsd. DM und fuhr 240 Km/h schnell. Nachdem den Markenstrategen bewusst wurde, dass die vermögenden Kunden den 911er weiterhin zum Spaß kauften und der 928 für die lange, entspannte und schnelle Reise mit großem Gepäck zum Einsatz kam, versuchten sie gar nicht mehr, den 911er zu ersetzen und positionierten den 928er in Richtung Luxus und Technologie. Mir gefallen die frühen Modelle ohne Spoilerzitat optisch am besten. Die Form verfügt über eine große Spannung, die mich immer wieder an einen Hai erinnert und der V8 Motor sieht von oben aus wie eine Spinne. Allerdings ist der 928 S die bessere Wahl. Er hat mehr Biss und verbraucht weniger. Der 928 S gehört heute zu den billigsten Achtzylinder-Sportwagen mit H-Kennzeichen. Er liegt trotz Manufaktur-Herkunft auf dem Niveau eines Mercedes SLC, war aber seinerzeit weit exklusiver, leistungsfähiger und teurer. Vor allem im Design viel mutiger, extrem breit und superflach, mit einer großen Heckklappe und seltsam bullaugigen Seitenfenstern. Zu den Fakten: Motoren: Ottomotor 4,5–5,4 Liter (176–257 kW) Länge: 4520 mm Breite: 1890 mm Höhe: 1282 mm Radstand:2500 mm Leergewicht: 1450–1620 kg 0-100 Km/h: 6,6 s (928 S) Höchstgeschwindigkeit: 250 Km/h (928 S) Und wie fährt er sich? Wegen der besseren Gewichtsverteilung sind Getriebe und Differenzial an der Hinterachse vereint, die Kupplung sitzt vorn am Schwungrad des V8, eine Welle im Tunnel rotiert mit Motordrehzahl und gibt die Kraft an das Getriebe weiter. Nur der Wandler lässt sich nicht vom Planetengetriebe trennen, deshalb sitzt er hinten bei der Automatik. Die aufwendige Weissach-Multilink-Hinterachse des Porsche 928 macht das beste aus dieser wunderbar ausbalancierten Steilvorlage. Mit Doppel-Querlenkern und Längsschubstreben lebt sie auch bei hohen Kurventempi größtmögliche Neutralität, Gegenlenken bedeutet beim 928 Notwehr im Ausnahmefall und ist nicht wie beim Elfer eine allfällige, leidenschaftliche Übung für geschickte Hände in gelochten Lederhandschuhen. Die Unterhaltskosten sind sehr hoch und vor allem Schrauben am 928 geht ins Geld, alle 60.000 Kilometer muss der Zahnriemen ausgetauscht werden, das kostet rund 1.500 EUR. Anders als beim Elfer sind Motorüberholungen beim 928 eher selten, über 300.000 Kilometer Laufleistung sind dank Silizium-Laufbahnen drin. Die Vollverzinkung mit ein paar Alu-Blechen sorgt für ein sorgenfreies und entspanntes Fahren Richtung Zukunft. Bewertung (0-10 Punkte):
Fazit: 60 Punkte. Wer nach zu vielen Normalo-Autos wieder einmal Schmetterlinge im Bauch spüren will, der muss sich jetzt einen kaufen. Einen Porsche 928 S mit H-Kennzeichen für unter 20 Tsd. EUR, verstanden? Die Preise werden auch hier weiter steigen. Zu seiner Einzigartigkeit tragen das Design und der Sound natürlich bei. Es ist schon etwas ganz Besonderes, einen 928 zu fahren. Alle Fotos: Auto-Bild.de
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December 2017
AutorIch heiße Heiko und bin seit 1980 mit dem Oldtimervirus befallen. Soweit ich mich recht erinnere, begann das mit dem Aufbau meiner Siku-Modellautosammlung. Zu der Zeit war ich zwar meistens in Bodennähe unterwegs, aber das Bespielen von klassischen Blechmodellen sollte meinen Mobilitätsgeschmack prägen. Einen Teil davon möchte ich gern mit Euch teilen. Ich bewerte die Ikonen nach meinen subjektiven Kriterien und hoffe Euch damit eine Hilfestellung zu bieten und eine Kaufentscheidung zu vereinfachen. Diesen Blog schreibe ich aus purer Leidenschaft zu altem Blech. Ab und an kann natürlich auch mal etwas Modernes dazwischen kommen. Kategorien |