Ist der Triumph GT6 wirklich der arme Leute E-Type oder einfach nur schön mit Hang zum Understatement?Der Triumph möchte eigenständig sein und schafft das auch. Er wirkt natürlich aus einigen Perspektiven betrachtet schon ein bisschen wie sein großes Vorbild, aber dennoch hat er seine ganz eigene Persönlichkeit. Ich muss zugeben, dass es Jahre gedauert hat, bis er mir so gut wie heute gefallen hat. Er wird eigentlich immer schöner. Das sind doch gute Voraussetzungen für eine lange Beziehung. Triumph antwortete mit dem GT auf den Erzrivalen von MG. Denn mit dem B GT verfügt der Konkurrenz seit einem Jahr über ein, sich sehr gut verkaufendes Coupé. Der amerikanische Markt verlangt zu der Zeit mehr und mehr nach Coupés. Das hingt natürlich mit dem Wunsch nach mehr Sicherheit und Komfort zusammen. Da Triumph kaum Geld in der Kriegskasse hat, wird der GT 6 aus dem vorhandenen Bestand bestückt. Bodengruppe und Karosserie liefert der Spitfire, Motor und Getriebe steuert der Vitesse bei. Den größten Posten innerhalb der nur zweijährigen Entwicklungszeit entfiel auf den italienischen Designer Michelotti, der für das Design des Daches zuständig war. Um den GT 6 bulliger wirken zu lassen, machte er das Dach etwas schmaler als die Karosserie. Diese Rechnung ging auf, denn fortan wurden ca. 500 Exemplare pro Monat verkauft. Doch der geringe Entwicklgsaufwand ließ ein Haar in die Suppe fallen. Journalisten und Käufer kritisierten das eigenwillige Fahrverhalten. Diese Probleme waren schon vom Spitfire bekannt. Mit seinen sechs Zylindern und dem höheren Gewicht hatte die betagte Hinterachse sogar noch größere Probleme als mit dem Spitfire. Triumph reagierte 1968 und brachte mit dem MK II eine optimierte Hinterachse, die das plötzliche Übersteuern verhindern sollte. Zusätzlich spendierten sie dem Motor ein kleines Tuning, indem die Leistung von 94 PS auf 104 PS gesteigert wurde. Optisch kann man den optimierten GT 6 übrigens ganz leicht an den seitlichen Kühlrippen der Motorhaube erkennen. Das hier gezeigte Modell stammt aus dem Jahr 1970 und ist eines der wenigen Linkslenker. Das Angebot ist sehr gering. Gute Exemplare sind schwer zu finden. Oftmals sind sie total verbastelt. Hier zahlt sich also Geduld aus. Wie fährt er sich? Es geht im Innenraum erstaunlich eng und spartanisch zu, aber das muss ja nicht negativ gewertet werden. Mit der überarbeiteten Hinterachse ist er gut zu pilotieren. Der 6-Zylindermotor läuft angenehm ruhig und bewegt das 865 Kg leichte Coupé spielend durch den Verkehr. Da er über viel Drehmoment verfügt, kann man schaltfaul dahingleiten. Der Wagen hängt dabei immer gut am Gas. Aber wenn man mal über 4000 Touren dreht, kommt ein kleines Biest zum Vorschein. Dann dreht der Motor in Null Komma nix weiter bis auf 5.500 Tour hoch. Wie ein Gepard sprintet er dann durch die Kurven und gaukelt dem extrem tief sitzenden Fahrer immer viel höhere Geschwindigkeiten vor. Er ist viel spontaner und leichtfüßiger als der E-Type und macht tierisch Spaß. Damit schwimmt er sich von seinem Vorbild frei und bleibt das, was er eigentlich schon immer war: sehr attraktiv, fahrdynamisch und freudespendend. Zu den Fakten:
Bewertung (0-10 Punkte):
Fazit: 57 Punkte. Aktuell sollte man ungefähr 16 Tsd. EUR einplanen. Die 33%.ige Wertsteigerung von 2009 bis heute für ein gutes Exemplar fällt moderat aus. Das mag mit der Angst vor der britischen Sportwagentechnik zusammen hängen. Sie gilt bisweilen zu unrecht als recht komplex. Der GT6 ist ein sehr seltenes Exemplar auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Hier zahlt sich die Geduld bei der Suche nach einem möglichst rostfreien Exemplar aus. Rost ist nämlich auch beim Triumph der größte Feind. Besonders Schweller, Bodenblech und der Rahmen blühen gern. Der Motor ist eigentlich recht robust. Er bedarf allerdings des behutsamen Warmfahrens und sollte nicht zu lange unter Vollgas bewegt werden. Durch lange Standzeiten, sind die Vergaser oft verharzt. Die Ersatzteilversorgung ist unproblematisch, allerdings gibt es bei GT6 spezifischen Karosserieteilen mitunter Engpässe. Sofern man britische Sportwagen mag, liegt man hier richtig, denn der GT6 ist noch vergleichsweise günstig, sieht toll aus und macht richtig Spass. Fotos: a-m-s.de
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December 2017
AutorIch heiße Heiko und bin seit 1980 mit dem Oldtimervirus befallen. Soweit ich mich recht erinnere, begann das mit dem Aufbau meiner Siku-Modellautosammlung. Zu der Zeit war ich zwar meistens in Bodennähe unterwegs, aber das Bespielen von klassischen Blechmodellen sollte meinen Mobilitätsgeschmack prägen. Einen Teil davon möchte ich gern mit Euch teilen. Ich bewerte die Ikonen nach meinen subjektiven Kriterien und hoffe Euch damit eine Hilfestellung zu bieten und eine Kaufentscheidung zu vereinfachen. Diesen Blog schreibe ich aus purer Leidenschaft zu altem Blech. Ab und an kann natürlich auch mal etwas Modernes dazwischen kommen. Kategorien |