Schon Dustin Hoffman wußte in "Die Reifeprüfung", wie man richtig in den Duetto einspringt.Ok - ich muß zugeben, dass es mich anfangs schon etwas Überwindung gekostet hat, auf den Spider zuzurennen, dann mit dem rechten Fuß oben auf die Tür zu treten, um dann mit leichtem Schwung über den Beifahrersitz paßgenau in den Fahrersitz zu fallen. Ich habe einige blaue Flecken davon getragen. Geübt habe ich den Killermove in meiner Tiefgarage, um etwaige Peinlichkeiten nur mit mir ausmachen zu müssen. Das ganze habe ich dann schlussendlich gekonnt, aber nur ein Jahr angewendet, weil ich das Auto nicht so schlecht behandeln wollte. Ich bin dann auf den etwas weniger spektakulären Move über das "Einschwingen" auf der Fahrerseite übergegangen. Aber mal ehrlich, man kann auch einfach die Tür öffnen! Das lernt man dann mit fortschreitendem Alter. Den Spider habe ich 1997 für 4.000 DM gekauft und ihn nach und nach restaurieren lassen. Das war wahrlich ein Schnäppchen. Es war das perfekte Spassmobil während des Studiums. Nachdem der Kauf vollzogen war, wollte der Besitzer des Autohauses den Wagen wieder zurück kaufen, weil ihn sein Verkäufer eigentlich nicht verkaufen sollte. Dieser hat das Potenzial damals nicht erkannt. Ich schon und fuhr den Wagen dann bis 2009. Er war in Grigio chiaro metallic lackiert. Wenn der Duetto irgendwo auftaucht, halten fast alle Leute inne, denn diese Form begeistert heut mehr denn je und ist wahrlich zeitlos. Als er 1966 erstmals den Medien präsentiert wurde, hatte er sich schnell den Spitznamen "Tintenfischknochen" eingefangen, aber inzwischen ist er das begehrteste Modell der Spiderfamilie. Die Proportionen sind nahezu perfekt. Der Alfa wirkt rund, lang und schlank. Typisch das Gesicht mit dem "Scudetto" (Alfagrill) in der Mitte und den geteilten Stoßstangen, die inzwischen 1.000 EUR das Stück kosten. Zwei Worte beschreiben ihn treffend: Formschön und puristisch. Pininfarina hat hier ein Meisterwerk Italienischen Automobildesigns abgeliefert, obwohl die großen Kennzeichen eigentlich keinen Platz mehr haben. Ich habe meines ganz unten und schräg montiert. Das kleine Zeichen von Pininfarina klebt zwischen Tür und hinterem Radlauf. Auf dem obigen Bild gut zu erkennen. Mich hat immer diese Leichtigkeit begeistert, mit der der Spider über kurvenreiche Landstrassen bewegt werden kann. Er wiegt nur 1.040 Kg und ist leicht Hecklastig. Ein Drift ist daher recht einfach umzusetzen. Der 1750 ccm Doppelnockenwellen-Motor leistet 115 PS und hat in fast allen Drehzahlbereichen ausreichend Dampf. Erst ab 5.500 Touren geht nicht mehr viel, aber das ist wirklich nicht schlimm. Durch die Montage offener Luftfilter kann man hier noch etwas das Ansprechverhalten optimieren. Der nette Nebeneffekt: er klingt dann bei Gasgeben wie ein heiserer Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt. Damals montierte ich das "Donnerrohr", was einen unfassbar tollen Sound produziert. Da hupen einem die Einheimischen in den Garderseetunneln eigentlich immer zu. Ein riesen Spass, zumal wenn beim Runterschalten vom dritten in den zweiten Gang im Tunnel eine kleine Stichflamme den Auspuff verläßt (ja ich war jung...). Geräusche macht ein alter Alfa eigentlich immer, aber meistens verändern sie sich im Laufe der Zeit und sind nicht unbedingt ein Grund zur Beunruhigung. Meistens sind die Radlager schuld. Ach ja und so richtig dicht bekommt man die Modelle eigentlich auch nie. Irgendwo tropft immer ein bisschen Öl raus. Alfa-Gurus sagen dann oft, dass die Modelle einfach leben... Nimmt man hinter dem Dreispeichen Holzlenkrad platz, fallen einem sofort die Rundinstrumente im Eierbecherdesign ins Auge. Das sieht einfachperfekt aus, ist zum Fahrer hin ausgerichtet und wird bei heutigen Neuwagen oft kopiert. Die Sitzposition ist für Fahrer bis 180 cm perfekt. Wer größer ist, mutiert mehr und mehr zum Frosch. Trotzdem - eigentlich fällt es einem echt schwer, wieder auszusteigen. Ach manchmal vermisse ich ihn schon. Zu den Fakten: - Wassergekühlter Vierzylinder Viertakt Reihenmotor aus Leichtmetall - zwei oben liegende Nockenwellen von einer Duplexkette angetrieben - Hubraum 1779 ccm - 115 PS bei 5.000 Touren - 169 Nm Drehmoment bei 3000 Touren - zwei Weber Doppelvergaser - 4,25 m Lang, 1,63 m breit, 1,29 m hoch - 187 Km/h v-max, 0-100 Km/h in 10,4 s - Verbrauch 14 L/100 Km - 1966 - 1970 gebaut - insgesamt 15.000 Exemplare Bewertung (0-10 Punkte):
Fazit: 64 Punkte. Der Spider passt wie angegossen und macht tierisch Spass. Die Rundheckmodelle sind schon sehr teuer. Eine gute Alternative sind die Fastbackspider. Die "Gummilippe" wird zwar immer beliebter, aber gefällt mir einfach optisch nicht. Die Karosserie ist recht rostanfällig. Ein Bordsteintest zeigt, ob sich die Türspalten verändern. Wenn ja, dann lieber Finger weg! Die Schwelle, Türunterkanten, Bodenbleche und der Scheibenrahmen sind oft vom Rost befallen. Sofern der Öldruck bei normaler Fahrt unter 3,5 Bar liegt, ist der Verschließ schon fortgeschritten. Wenn man bei Leerlauf die Vergaser runterdrückt und sich die Drehzahl verändert, sind die Gummis oft kaputt. Unbedingt austauschen, sonst droht ein Motorschaden. Für gepflegte Duettos muss man bereits 28 Tsd. EUR bezahlen. Das entspricht einer Preissteigerung von 40% in zwei Jahren. Fotos:driveinstyle.co.uk
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December 2017
AutorIch heiße Heiko und bin seit 1980 mit dem Oldtimervirus befallen. Soweit ich mich recht erinnere, begann das mit dem Aufbau meiner Siku-Modellautosammlung. Zu der Zeit war ich zwar meistens in Bodennähe unterwegs, aber das Bespielen von klassischen Blechmodellen sollte meinen Mobilitätsgeschmack prägen. Einen Teil davon möchte ich gern mit Euch teilen. Ich bewerte die Ikonen nach meinen subjektiven Kriterien und hoffe Euch damit eine Hilfestellung zu bieten und eine Kaufentscheidung zu vereinfachen. Diesen Blog schreibe ich aus purer Leidenschaft zu altem Blech. Ab und an kann natürlich auch mal etwas Modernes dazwischen kommen. Kategorien |