Die wundersame Verwandlung vom Zuhälterhobel zum begehrten SammlerobjektDer von 1974 - 1990 gebaute Countach sorgte bei seiner Präsentation in Genf für Begeisterungsstürme. Das lässt sich besonders seit ein paar Jahren mehr denn jeh nachvollziehen. Die Älteren unter uns können sich vermutlich noch gut daran erinnern, wie einige Kiezgrössen mit ihren Lambos in den 80ern für Aufsehen sorgten! Vor 36 Jahren waren der "schöne Klaus" und sein Lamborghini Countach auf der Großen Freiheit in Hamburg St. Pauili eine große Nummer. Heute ist Klaus Barkowski, die ehemalige Kiezgröße, Künstler. Wegen seiner Vorliebe für schnelle Autos bekam er den Spitznamen "Lambo-Klaus". Der Countach – der Name ist ein piemontesischer Ausdruck für an Fassunglosigkeit grenzendes Erstaunen – war die Sensationauf dem Genfer Salon und galt gleichzeitig als Kampfansage: Ferruccio Lamborghini griff nach der Krone, wollte dem mittlerweile zum erbitterten Konkurrenten gewordenen Enzo Ferrari zeigen, wo der Hammer hängt. Und der Countach war ein Hammer. Wieder von Marcello Gandini gezeichnet, machte der kantige Italiener Schluss mit lustig und setzte den bis dato vorherrschenden runderen Konturen einen auf den ersten Blick roh wirkenden, an ein Projektil erinnernden Keil entgegen. Ein extrem kühner Entwurf, der das Automobildesign für immer veränderte. Der auch heute noch futuristisch wirkende Innenraum mit etwas provisorisch aufgesetzt wirkenden Armaturen und den recht breiten Sitzen. Man sitzt extrem tief und da die Rundumsicht kaum vorhanden ist, begreift man schnell, warum frühere Lambo-Piloten zum Einparken die Flügeltüren öffneten und sich auf den Türschweller setzten, um nach hinten zu schauen. Die unwürdigen Lästereien hören auf, wenn man den ersten Gang einlegt und dem drehzahlhungrigen Motor ordentlich Brennstoff zuführt. Mit dumpfer, aggressiver Stimme wispert dann der 455-köpfige Pferdechor von hinten: "Halt Dich fest, du sitzt in einem Countach! Lass uns mal ein bisschen über die Koppel jagen." Mit dem 5,2 Liter großen V12 im Rücken und fast über der Vorderachse sitzend, klammern sich die jetzt doch leicht nervösen Finger um das kleine Lederlenkrad. Schnell wird klar: Der Countach mag es schnell und laut. Je höher man ihn dreht und je schneller man fährt, desto mehr spürt man: Dafür, und nur dafür, wurde er gebaut. Bis 4000 Touren tut sich nicht allzu viel, aber danach geht bis fast 8000 Umdrehungen die Post ab, die Soundkulisse steigert sich zu einer infernalischen Hymne an die Freuden brutaler Motorkraft. Je höher die Tachonadel steigt, desto angenehmer wird auch die bei niedrigem Tempo arg schwergängige Lenkung, die sehr direkt agiert. Bei Geschwindigkeiten ab 100 km/h wird der Countach erst so richtig geschmeidig, folgt präzise den Lenkbefehlen und fühlt sich handlich an wie ein monströs motorisiertes Kart. 291 km/h sollen drin sein, die 100 km/h liegen nach fünf Sekunden an. Fotos: classicdriver.com Fazit: 337 % Rendite in 6 Jahren, oder anders ausgedrückt - hätte man sich einen LP400 im gepflegten Zustand im Jahr 2009 für ca. 340 Tsd. EUR in die Garage gestellt, könnte man ihn nun für ca. 1,5 Mio. EUR veräussern. Zumindest den schönen Klaus aus HH wird es freuen.
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December 2017
AutorIch heiße Heiko und bin seit 1980 mit dem Oldtimervirus befallen. Soweit ich mich recht erinnere, begann das mit dem Aufbau meiner Siku-Modellautosammlung. Zu der Zeit war ich zwar meistens in Bodennähe unterwegs, aber das Bespielen von klassischen Blechmodellen sollte meinen Mobilitätsgeschmack prägen. Einen Teil davon möchte ich gern mit Euch teilen. Ich bewerte die Ikonen nach meinen subjektiven Kriterien und hoffe Euch damit eine Hilfestellung zu bieten und eine Kaufentscheidung zu vereinfachen. Diesen Blog schreibe ich aus purer Leidenschaft zu altem Blech. Ab und an kann natürlich auch mal etwas Modernes dazwischen kommen. Kategorien |